Projekt Schul-Fond für rumänische Kinder
Armen Arbeiter- und Waisenkindern ist es oft nicht möglich nach der Pflichtschulzeit mit 14 Jahren aus finanziellen Gründen und wegen fehlender Lernunterstützung weiterführende höhere Schulen zu besuchen. Mit dem Schul-Fond werden ausgewählte Jugendliche nicht nur finanziell unterstützt, sondern ein privates Nachhilfeprogramm für die Jugendlichen aufgebaut. Begleitet und organisiert wird der Schulfond durch die MitarbeiterInnen des Umweltberatungszentrums in Galati.
Bericht von Christa Lackner und Karl Schellmann.
Möglichst konkret und zur richtigen Zeit muss wirksame Hilfe geleistet werden, und sie soll die wirklich Bedürftigen erreichen. Das ist nicht immer leicht, und je größer die Entfernung umso schwieriger wird’s. Daher haben wir (Christa und ich) uns zu einem Hilfsprojekt in Rumänien nur entschlossen, weil wir langjährige und absolut zuverlässige Freunde vor Ort haben, die diese Bedingungen ermöglichen. Das engagierte Team des Umweltberatungszentrums in Galati (einer Industriestadt in Südost Rumänien, an der Donau) arbeitet seit über 10 Jahren in der Bevölkerung und kooperiert mit vielen Umwelt- und Sozialorganisationen.
Die Spendengelder haben wir persönlich nach Galati gebracht und mit unseren Freunden über deren Verwendung diskutiert. Damit war eine 2000 km lange Brücke von Niederösterreich an den Unterlauf der Donau geschlagen. Die Gelder sind am Bankkonto des Umweltberatungszentrums sicher verwahrt und konnten so zur rechten Zeit eingesetzt werden. Von zwei solchen Einsatzfällen wollen wir heute berichten:
In der Ortschaft Chiraftei, nördlich von Galati beteiligt sich die Hilfsorganisation „Word Made Flesh – WMF“ an einem Bio-Garten Projekt des Umweltberatungszentrums. Schulkinder aus dem Dorf lernen dort gemeinsam mit SchülerInnen aus der Stadt Galati alles rund ums ökologische Gärtnern, gesunde Ernährung und trainieren bei der gemeinsamen Arbeit ihre sozialen Fähigkeiten. Sie alle kommen aus sehr schwierigen sozialen und wirtschaftlichen Verhältnissen und erhalten durch die Arbeit von WMF die Chance auf Schulbildung. Da sich der Kontakt bewährt hat, wurden von den Spendengeldern aus Österreich auch noch warme Schuhe und Winterjacken für die Kinder gekauft.
Der zweite Unterstützungsschwerpunkt betrifft fünf Kinder, deren Familien unter so schwierigen Bedingungen leben, dass sie sich ihren Schulbesuch nicht leisten können. Schulhefte, Schreibzeug, Bücher, Verpflegung und die in den meisten Schulen vorgeschriebene Schuluniform kosten viel Geld. Und das ist nicht vorhanden. So wie bei den Geschwistern Madalina und Bogdan.
Ihre Mutter ist Alleinerzieherin, hat zwei geringfügige Jobs und konnte diesen Frühling die ständig steigende Miete nicht mehr bezahlen. Sie musste ihre Wohnung aufgeben und hat eine Ein-Zimmer Sozialwohnung bekommen. Nur durch die Aktion Mitmensch – Unterstützung konnten sie sich den Schulstart der beiden Kinder leisten.
Jedes dieser 5 Kinder bekam aus der Aktion Mitmensch-Schulfond € 200,-. Spenden. Damit wurde für die fünf Kinder der Schulstart am 17. September überhaupt erst möglich. Für die Kinder und ihre Familien bedeutet das einen ersten Hoffnungsschimmer nach Jahren in denen einige von ihnen schon Schuljahre versäumt haben. Eine erste Aussicht auf das spätere Erlernen eines Berufes. Und damit eine vorsichtige Hoffnung der schmerzhaften Armut zu entkommen.
Und hier die aktuellsten Meldungen aus Galati in Rumänien:
Iordache ist 15, studiert um Priester zu werden. Die Unterstützung aus Österreich half ihm Bücher zu kaufen die für sein Studium braucht. Seine Studienerfolge sind seither deutlich besser geworden. Der Kontakt mit dem Umweltberatungszentrum half ihm auch neue Beziehungen aufzubauen. Er engagiert sich seit dem als ehrenamtliche Mitarbeiter im Umweltberatungszentrum.
Vasile ist 12 Jahre und hat ein leichtes körperliches Handicap. Das Geld half seiner Mutter Kleidung, Bücher und andere Schulsachen zu kaufen. Er hat gute Noten in der Schule. Für seine Mutter und ihn war das ein gewaltiger Unterschied. Bisher gab’s Unterstützung nur in Form von abgetragenem Gewand oder Schuhen, mehr Müll als Kleidung.
Adeline lebt in Schülerheim, kommt vom Land. Sie besucht die Schule, die mit unserer Handelsschule vergleichbar ist. Mit dem Geld wurde das Heim bezahlt, mit dem Rest konnten Schulbücher gekauft werden.
Madalina und Bogdan: Ihre Mutter musste in eine andere Wohnung umziehen. Sie haben nur einen Raum. Die Kinder bekamen Schul-Uniformen und Materialien. Bogdan musste die Schule wechseln. Durch die Unterstützung aus Österreich fühlte sich Bogdan erstmals seit vielen Jahren gleichwertig mit den anderen Schulkindern und war dadurch so motiviert dass er inzwischen zu den besten seiner Klasse gehört. Seine Schwester Madalina ist sehr gut in der Schule, lernt sehr gerne französisch und möchte Journalistin werden.
Und Armut tut nicht nur weh weil schlechte Ernährung zu häufigeren Krankheiten führt, weil eine menschenwürdige Wohnsituation kaum aufrechtzuerhalten ist oder Kinder im mit löchrigen Schuhen durch den Schnee waten müssen. Auch psychisch und sozial leiden Menschen die von Armut betroffen sind. So berichten unsere Freunde aus Galati, dass viele der allerbedürftigsten sich nicht an Hilfsorganisationen wenden, weil sie sich ihrer Situation so schämen. Ein Teufelskreis der nur schwer zu durchbrechen ist.
Auch bei den jetzt betreuten Personen musste zuerst Vertrauen aufgebaut werden. Erst nach einigen Monaten behutsamer Kontakte stimmten sie zu, dass ihre Namen und Fotos in diesem Rahmen veröffentlicht werden dürfen. Dazu beigetragen hat sicher auch die riesige Freude dass hier nicht nur Versprechungen gemacht, sondern konkret geholfen wird. Mit den Spendengeldern von Aktion Mitmensch konnte einigen Kindern der Einstieg ins Schuljahr 07/08 ermöglicht werden. Und auch für eine Unterstützung im laufe des Schuljahres ist noch etwas Geld vorhanden.
Wo liegt Galati?