Herbst 1992. In Österreich breiten sich zunehmend fremdenfeindliche Tendenzen aus. Im Jänner wird der FPÖ Politiker Haider sein Ausländervolksbegehren initiieren. Jedoch als Antwort ein wunderschönes Zeichen der Aufrichtigkeit, Nächstenliebe und Solidarität erhalten – das gigantische Lichtermeer am Wiener Heldenplatz.
Doch verhetzendes Gedankengut hinterlässt seine Spuren. Am 10. September wird auf ein Flüchtlingsheim in Gutenstein ein Brandanschlag verübt. Das Ereignis zeigt, dass auch der Raum Wiener Neustadt von Aktionen voll Hass und Gewalt gegenüber Ausländern nicht verschont bleibt.
Als unmittelbare Reaktion finden sich engagierte Menschen zusammen, die solch menschenverachtendem Hass entgegentreten und nicht länger tatenlos zusehen wollen.
Sie gründen das „Personenkomitee Wiener Neustadt und Umgebung FÜR ein gewaltfreies Miteinander, GEGEN Fremdenfeindlichkeit – Rassismus – Ausschreitungen“ und sammeln Unterschriften, „dass in Österreich auch in Zukunft Grundsätze der Humanität, Schutz und Hilfe für Fremde garantiert werden.“ 1400 Personen aus Wiener Neustadt und Umgebung schließen sich dieser Forderung an; in zwei Etappen werden die Unterschriften in den Wiener Neustädter Nachrichten veröffentlicht. Das Personenkomitee macht auch mit einem Info-Stand in der Wiener Neustädter Fußgängerzone auf seine Anliegen aufmerksam.
Beim Lichtermeer von „SOS Mitmensch“ am 23. Jänner 1993 in Wien ist das Personenkomitee gemeinsam mit zahlreichen seiner Unterstützer vertreten.
Am 28. Jänner 1993 veranstaltet das Komitee gemeinsam mit dem Kulturhaus Pinguin und der Grünen Bildungswerkstatt in Wiener Neustadt eine Podiumsdiskussion zum Thema „Ausländer in Österreich. Integration oder Ausgrenzung?“. Willi Resetarits (SOS Mitmensch), Arif Akkiiic (Ausländerberatung), Dr. Günther Fleischmann (Ausländerhilfe Caritas), Bernhard Gratzer (FPÖ Landesparteiobmann NÖ) und Mag. Ulrike Stadler (Akademie der Wissenschaften) diskutieren unter der Leitung von Ulla Schmid (Kurier-Journalistin) zwei Stunden lang mit rund 150 Gästen.
Bestärkt durch diese erfolgreichen Aktivitäten gründet das Personenkomitee den Verein „AKTION MITMENSCH“ mit Sitz in Wiener Neustadt. Die Gründungsversammlung findet am 12. Mai 1993 im Cafe Einhorn, Singergasse – bis heute liebgewonnene „Homebase“ des Vereins – statt.
Der erste gewählte Vorstand
- Vorstandssprecherin: Dr. Sonja Bettel
- Stellvertreter: Reinhard Panzenböck
- Sekretär: Karl Zauner
- Finanzreferentin: Ingeborg Panzenböck
- Weitere Mitglieder: Mag. Ernst Leber, Maximilian Huber, Horst Hahn, Christa Lackner
Kontrolle: Dir. Leopold Breitfellner, Margit Dopler
Mitglieder des Beirates: KR Erwin R. Buchta, Johanna Burger, Bürgerforum Sollenau, NR. Arnold Grabner, Bruno Guth, Michael Haneke, Dr. Olav Arne Jürgenssen, Annemarie Moser, Anna Schwarz, Dr. Werner Seidl, GR Charlotte Seitz, Dr. Johann Stippel, Bgm. Dr. Peter Wittmann
Der Verein tritt für ein solidarisches Zusammenleben aller in Österreich lebenden Menschen ein und gegen Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und radikale Tendenzen auf. Er will demokratische Strukturen fördern und Minderheiten unterstützen. Geplant sind Vorträge, Informationsveranstaltungen, die Herausgabe von Publikationen und vieles mehr.